Typ-1-Diabetes: Früher Erkrankungsbeginn könnte Lebenserwartung verkürzen

Redaktion August 15, 2018 Kommentare deaktiviert für Typ-1-Diabetes: Früher Erkrankungsbeginn könnte Lebenserwartung verkürzen
Typ-1-Diabetes: Früher Erkrankungsbeginn könnte Lebenserwartung verkürzen

Wie eine Studie aus Göteborg zeigt, könnte eine frühe Erkrankung an Diabetes-Typ-1 das Risiko für kardiovaskulären Erkrankungen deutlich steigern. Dadurch verringert sich die Lebenserwartung maßgeblich. Bedenklich: Die Zahl betroffener Diabetes-Typ-1-Patienten steigt in den reicheren Ländern kontinuierlich an. Zudem verschiebt sich der Krankheitsbeginn zunehmend nach vorne, sodass betroffene Kinder in einem immer früherem Alter erkranken.

Diabetes-Typ-1 im frühen Alter wirkt sich ungünstig auf die Lebenserwartung aus

Bislang sind die Gründe für die steigende Anzahl Diabetes-Typ-1-Betroffener unklar. Ebenso ist nicht geklärt, warum die Kinder bei Krankheitsbeginn immer jünger werden. Was Wissenschaftler und Mediziner wissen: Umso früher ein Diabetes-Typ-1 eintritt, desto länger sind die Betroffenen den Folgen der Erkrankung ausgesetzt. Hierzu zählt im Besonderen der dauerhaft gestörte Glukosestoffwechsel, welcher wiederum als eine der wesentlichen Ursachen für schwerwiegende Herz-Kreislauf-Erkrankungen, wie Herzinfarkte oder koronare Herzkrankheiten zählt.

Das „Nationella Diabetesregistret“ sammelt sämtliche Daten der in Schweden am Typ-1 erkrankten Personen. Araz Rawshani von der Universität Göteborg hat gemeinsam mit seinem Team sämtliche Daten ausgewertet. Für die detaillierte Analyse wurden die Daten derer herangezogen, die ihre Diagnose in den Jahren 1998 bis 2012 erhielten. In diesem Zeitraum wurde die intensivierte Insulintherapie angewandt, welche nachweislich die Komplikationsraten des Typ-1 Diabtes senken konnte.

Früher Krankheitsbeginn verringert Lebenserwartung

Aufgrund der gesammelten Daten und deren Auswertung konnte Rawshani nachweisen, dass das Risiko kardiovaskulärer Erkrankungen mit einem frühen Beginn der Diabetes-Typ-1-Erkrankung entscheidend steigt. Damit verkürzt sich unter Umständen auch die Lebenserwartung der Patienten. Patienten, deren Erkrankung vor dem 10. Lebensjahr diagnostiziert wurde, haben demnach ein 30,50-fach höheres Risiko in Bezug auf eine koronare Herzerkrankung. Das Herzinfarktsrisiko der Altersklasse steigt auf das 30,95-fache. Im Vergleich dazu erhöhte sich das Risiko für eine koronare Herzkrankung bei Patienten, deren Erkrankung im Alter zwischen 26 und 30 Jahren diagnostiziert wurde, lediglich um das 6,08-fache. Das Risiko für einen Herzinfarkt betrug das 5,77-fache. Ebenso ist das Risiko für altersspezifische Herzinfarkte und Schlaganfälle erhöht, wenn auch nicht ganz so stark.

Andererseits muss betont werden, dass die Patienten allesamt noch sehr jung waren, wodurch kardivaskuläre Ereignisse gering ausfielen. Eine gewisse Unsicherheit im Bezug auf die Folgenabschätzung bleibt somit bestehen. Zu den möglichen Folgen zählt unter anderem eine verringerte Lebenserwartung. Rawshani schätzt allerdings, dass sich die Lebenserwartung von Mädchen, die vor dem 10. Lebensjahr erkranken, auf 17,7 Jahre verkürzt. Für Jungs schätzt er eine verkürzte Lebenszeit von 14,2 Jahren. Im Vergleich: Frauen, die erst in einem Alter von 26 bis 30 Jahren erkranken, haben „nur“ eine verkürzte Lebenserwartung von 10,1 Jahren. Männer dagegen von 9,4 Jahren.

Junge Patienten sollten aggressiver behandelt werden

Aufgrund der Erhebungen stellt Rawshani wirft Rawshani die Frage in den Raum, ob besonders junge Patienten nicht früher und aggressiver behandelt werden sollen. Mit einer aggressiveren Behandlung verspricht sich Rawshani eine Verringerung des Risikos für kardiovaskuläre Erkrankungen. Momentan werden lediglich 10 bis 20 Prozent der Betroffenen im Alter von 40 Jahren mit Statine behandelt. Marina Basina und David Maahs – Editorialisten von der Stanford University – fordern zudem eine frühe blutzuckersenkende Therapie. Die intensive Insulintherapie senkt zwar das Risiko diabetischer Komplikationen und verringert zudem die Sterblichkeit, erhöht aber gleichzeitig das Risiko für Hypoglykämien und Gewichtszunahmen. Eine zusätzliche blutzuckersenkende Therapie mit GLP-1-Analoga könnte die Stimulierung der Insulinrestproduktion fördern. SGLT-2-Inhibitoren würden die Blutzucker-Ausscheidungen über die Nieren fördern. Dadurch ließe sich eventuell das Risiko an einer Hypoglykämie zu erkranken verringern. Ebenso wäre eine Verbesserung der Blutzuckerkontrolle möglich. Ferner wäre eine günstige Auswirkung auf das Körpergewicht denkbar. Allerdings ist eine solche Therapie nicht frei von Risiken. Erst kürzlich wurde nachgewiesen, dass eine Behandlung mit SGLT-2-Inhibitoren bei Diabetes-Typ-1-Patienten das Risiko einer Ketoazidose erhöht. In klinischen Studien müsste zunächst untersucht werden, ob Typ-1-Patienten mit Medikamenten für Typ-2-Patienten behandelt werden können.